Kinderherzen für Kamerun: Jahresbericht

von | Di, 2. Feb. 2021

Liebe Freunde und Förderer, liebe Schulgemeinschaft des NGK,

von Herzen wünschen wir Ihnen und Euch etwas verspätet ein frohes und gesegnetes neues Jahr, vor allem Gesundheit und Gottes Segen!
Das Wort „Gesundheit“ hat nach dem vergangenen Jahr wieder eine ganz neue Wichtung und Dimension erlangt. Aus dem „Nichts“ tauchte COVID19 auf und bestimmte die weiteren Geschehnisse im Jahr 2020. Hart trafen uns alle die ergriffenen Maßnahmen, besonders die Kontaktbeschränkungen, die uns bis heute fest im Griff haben.
Trotz aller Schwierigkeiten konnten wir uns jedoch in Deutschland über ein gutes und funktionierendes Gesundheitssystem freuen. Auch dies wurde einem noch einmal vor Augen geführt. Und dabei braucht man keinen Vergleich zu Entwicklungsländern. Auch viele europäische Staaten kamen an ihre Grenzen. Es kam teilweise zu Patientenverlegungen nach Deutschland, weil in Ländern wie Italien, Spanien und auch Nachbarländern wie Belgien oder Frankreich keine Beatmungsplätze mehr zur Verfügung standen und die Intensivstationen im wahrsten Sinne des Wortes „wegen Überfüllung geschlossen“ waren. Auch unsere Vereinsarbeit stand leider ganz im Zeichen von Corona. Zum einen war Reisen nach Kamerun unmöglich, zum anderen war auch in Kamerun die Corona- Lage lange ungewiss.

Insgesamt kann man sagen, dass Kamerun im Vergleich zu Deutschland bisher eher glimpflich davon gekommen ist. Bei den offiziellen Zahlen der kamerunischen Infektionsstatistik muss jedoch von einer sehr hohen Dunkelziffer von Infizierten ausgegangen werden. Die Tatsache, dass Kamerun deutlich weniger betroffen ist als zum Beispiel Deutschland hat sicherlich mehrere Gründe. Zum einen ist die Bevölkerung in Kamerun deutlich jünger. Das Durchschnittsalter in Kamerun liegt bei 19 Jahren, in Deutschland bei 45 Jahren. (Nicht zu verwechseln mit der durchschnittlichen Lebenserwartung. Diese liegt in Kamerun bei ca. 60 Jahren, in Deutschland bei ca. 80 Jahren.)

Bekanntlich spielt das Alter bei der Covid 19 Erkrankung eine große Rolle. Gerade ältere Menschen mit eventuellen Vorerkrankungen ist die besonders vulnerable Gruppe. Somit stellt die deutlich jüngere Bevölkerung in Kamerun sicherlich ein entscheidender Vorteil dar und hat einen Einfluss auf kamerunische Infektionszahlen, schwere Verläufe bis hin zu Todesfällen.

Des Weiteren spielt das Klima eine große Rolle. Hierzulande konnten wir beobachten, dass die Covid 19 Zahlen vor allem in den warmen Sommermonaten zurück gingen, im Herbst erneut anstiegen um im derzeitigen Winter seinen Höchststand zu erreichen. Dankbar sollten wir sein, dass wir bisher einen vergleichbar milden Winter hatten und zusätzlich schwere Grippe- oder andere schwere Virus- Erkrankungen eine vernachlässigbare Rolle spielen.
Das Klima in Kamerun, wie auch in anderen Entwicklungsländern, ist ganzjährig warm und so entfallen saisonabhängige Schwankungen bezüglich der Erkrankungszahlen.

Dennoch trifft die weltweite Pandemie natürlich auch gerade die armen Länder der Welt besonders, da diese sekundär durch den Shutdown der Industrieländer mit betroffen sind. Diese Länder haben kaum die Möglichkeit aus eigener Kraft die notwendigen Mittel aufzubringen, um die Wirtschaft wieder anzukurbeln. Die Corona- Pandemie treibt Länder, die schon vor dem Ausbruch von Covid19 hoch verschuldet waren, weiter in die Schuldenfalle.

Des Weiteren haben arme Länder ein schwaches Gesundheitssystem, zu wenig Laborkapazitäten, zu wenig Gesundheitspersonal und vor allem zu wenig Geld. Dies ist ja gerade der Grund, warum sich Kinderherzen Kamerun vor allen Dingen im medizinischen Sektor engagiert. Die Armut bringt jedoch weitere Probleme mit dem Umgang der Pandemie. Bei mangelhaftem Zugang zu Wasser ist es unmöglich, sich regelmäßig die Hände zu waschen. Menschen, die in Armut leben, sind oft mangelernährt, geschwächt und daher besonders anfällig für Krankheiten. Gleichzeitig sind sie medizinisch schlecht versorgt, weshalb schwere Krankheitsverläufe deutlich häufiger zum Tode führen können. Hinzu kommt in manchen Ländern schlechte Regierungsführung und das Leugnen der Pandemie.

Wenn das Gesundheitssystem durch die Behandlung von Corona- Infektionen immer stärker belastet wird, können andere Krankheiten nicht mehr behandelt werden. Beim World Health Summit 2020 wurde klar betont, dass zahlreiche Anstrengungen der letzten 20 Jahre im Kampf gegen NTD (neglected tropical disease), also vernachlässigter tropischer Erkrankungen, in Gefahr seien. Dr. M. Malecela von der WHO stellt fest, dass die Covid 19-Pandemie Fortschritte bei der Beseitigung vernachlässigter Tropenkrankheiten (NTD) auf dramatische Weise beeinflusst habe. „Das Trachom ist weltweit die häufigste infektiöse Ursache für Erblindung. Durch das Bakterium Chlamydia trachomatis vernarbt letztendlich die Hornhaut des Auges und führt zum Verlust des Augenlichtes. Durch geschlossene Flughäfen, erhöhte Frachtpreise und Unterbrechungen in den Lieferketten von dringend benötigten Antibiotika und anderer Medikamente sind die Anstrengungen und Fortschritte der letzten Jahre stark in Gefahr!“

Auch warnen große Hilfsorganisationen vor allem in armen Ländern vor einer Zunahme von Gewalt gegen Kinder, eine Zunahme von Kinderehen und Kinderprostitution, sexuellem Missbrauch und Teenagerschwangerschaften.
Gerade in Entwicklungsländern arbeiten viele Familienmitglieder als Tagelöhner und können den Lebensunterhalt ihrer Familien gerade so verdienen. Viele Familien sind auf die finanzielle Unterstützung weniger Verwandten aus dem Ausland angewiesen. Diese haben wiederum aufgrund der Covid19- Pandemie ihre Jobs verloren und kämpfen selber ums Überleben. Schulschließungen in Entwicklungsländern haben eine ganz andere Bedeutung als hier in Deutschland und bringen weitere Probleme mit sich.

Hierzulande regt man sich über eine nicht ausreichende Ausstattung der Schulen mit Internet auf oder moniert, dass nicht alle Familien über ausreichend technische Endgeräte für ihre Kinder verfügen, damit sie am home schooling effizient teilnehmen können. Diese Kritik hat 2021 in Deutschland sicherlich seine Berechtigung. Dennoch relativiert sich manch laute Kritik, wenn man einen Blick über die Landesgrenzen (oder Kontinentgrenzen) hinaus wagt.

Was bedeutet eine Schulschließung in Entwicklungsländern? Zum einen fällt für viele Kinder das Schulessen weg, und damit häufig die einzige Möglichkeit, am Tag etwas Warmes zu essen. Zum anderen besteht die Gefahr, dass es zu einer langen Unterbrechung des Unterrichts kommt. Die Kinder müssen dann statt Schulbesuch zum Lebensunterhalt der Familie beitragen und kehren oft nie wieder zurück in die Schule. Vor allem ältere Mädchen laufen Gefahr, auch nach der Krise zu Hause arbeiten zu müssen. In weiten Teilen der Entwicklungsländer gibt es kaum eine stabile Internetversorgung, schon gar nicht in allen privaten Haushalten. An home schooling, wie wir es seit letztem Jahr aus Deutschland her kennen, ist nicht zu denken. In einigen Ländern versucht man viele Familien über das Radio zu erreichen, was aber häufig auch nicht gelingt. Und so läuft eine ganze Generation Gefahr, das Recht auf den Schulbesuch (hierzulande auch Schulpflicht genannt) zu verlieren.
All dies sind nur einige wenige Auswirkungen der weltweiten Pandemie auf Länder wie Kamerun und vieles bleibt ungewiss.

Unsere Vereinsarbeit von Kinderherzen Kamerun e. V. konzentrierte sich im Jahr 2020 auf zwei wesentliche Dinge: zum einen konnten wir das Leprazentrum, welches von spanischen Ordensdamen geführt wird und weit abgelegen der Stadt Douala liegt, unterstützen. Im Jahr 2007 besuchten wir zum ersten Mal dieses Zentrum, um zu sehen, wie noch immer einige erkrankte Familien dort abgeschieden und isoliert leben. Die Spanierinnen arbeiten seit vielen Jahren dort und sind vollkommen auf Spenden angewiesen. Über die Jahre hinweg konnte eine wunderbare Freundschaft aufgebaut werden. Und so freuten sie sich gerade zu Pandemie- Zeiten über die Lebensmittelspenden, die wir mit Taxen dorthin schickten.

Zum anderen konzentrierte sich unsere Vereinsarbeit auf das Knüpfen neuer Kontakte mit anderen in Kamerun tätigen Vereinen. Wir konnten mit Hilfe des gemeinnützigen Vereins „Bon Secours“ aus Meckenheim, der sich vor allem auf den Transport von Hilfsgütern nach Kamerun spezialisiert hat, die Overheadprojektoren, die uns vom Norbert Gymnasium Knechtsteden gespendet worden waren, nach Kamerun schicken. Ein befreundeter Verein in Kamerun, namens „Hope and Life Kamerun“ richtet in Bekoko (Douala) zurzeit ein Gesundheitszentrum ein. Hier finden Schulungen für Fachpersonal und Laienhelfer statt. In diesem Schulungszentrum werden die vom NGK gespendeten Overheadprojektoren zum Einsatz kommen. Sehr eindrücklich kann man sich ein Video vom Packen des Containers nach Kamerun unter folgendem Link anschauen:
http://www.youtube.com/watch?v=83mRgs6TxAY&feature=youtu.be

Was wird uns 2021 bringen? Die Frage bleibt offen. Viele schauen mit Sorge in das neue Jahr.
Doch wagen wir als Christen einen Blick in die Krippe: Gott wird Mensch- und zwar nicht irgendwie!
Jesus wird mitten in die Misere hineingeboren, in einer ärmlichen Krippe in einem Stall. Das zeigt uns, dass Gott nicht nur von außen die Fäden zieht, sondern dass er mitten unter uns ist. Und vielleicht kann in diesem Glauben die frohe Botschaft der Engel gerade in diesem Jahr unser Dunkel erhellen: „Fürchtet euch nicht, denn euch ist heute der Heiland geboren!“

In diesem Sinne wünschen wir Ihnen und Euch von Herzen einen täglichen Blick in die Krippe und damit Zuversicht, Vertrauen und alles Liebe für das kommende Jahr!

Von Herzen
Sarah und Thierry Epal